Richtsprüche


Wir wollen gratulieren,
gerichtet ist das Haus,
hat Fenster und hat Türen
und sieht gar stattlich aus.

Der Maurer hat's gemauert,
der Zimmerer überdacht;
doch daß es hält und dauert,
das steht in Gottes Macht.

Schützt auch das Dach vor Regen,
die Mauer vor dem Wind,
so ist doch allerwegen
an Gott allein gelegen,
ob wir geborgen sind.

Hochverehrte Versammlung !

Nun hat der Bau sich hier erhoben,
Nicht groß zwar, doch auch nicht zu klein;
das Werk mag seinen Meister loben,
Ich leg' den Segen noch hinein.
ausrücken fehlt
Ich wünsche, daß gesegnet sei
Der Hausherr und die Frau daneben.
Gott möge Frieden, Lieb' und Treu
Und Glück dem ganzen Hause geben.

Er segne ihrer Hände Fleiß
Und mehre den Familienkreis
Mit reichlich Mädchen oder Knaben,
So viel, wie Platz am Tische haben.
Die mögen alle wohlgedeihen,
Daß sich die Eltern drüber freuen.

Auch schütze der allmächtge Gott
Dies Haus vor Brand und Wassersnot;
Und alle, die darinnen wohnen,
Mög er mit Krankheit stets verschonen.
Es treffe sie kein Unglücksfall
In Wohnung, Scheuer, Hof und Stall.

Auch möge Gottesfurcht erblühen,
Die Eltern stets einträchtig sein
Und ihre Kinder gut erziehen:
Drauf schenke ich das Glas mir ein.

Und daß nun alles wohl gedeih',
Daß dieser Bau ein Haus der Milde
Und jeder schönen Tugend sei,
Trink ich nach Brauch der Zimmergilde
Das Glas bis auf die Neige aus.
Der Segen Gottes ist im Haus !

Hoch soll nunmehr der Bauherr leben
Und seine Ehefrau daneben,
Der Ehrenmann, der wohldurchdacht
Zum Bau den Plan und Riß gemacht,
Die Meister, die ihn ausgeführt
Und denen alles Lob gebührt,

Auch jedem, welcher immerdar
Bei diesem Baue tätig war
Und allen, die hier um mich stehn,
Nun an dem Bau sich satt gesehn,
Ruf' ich aus vollem Herzen jetzt
Ein Lebehoch zu guterletzt !

Hochgeehrte Herren und Frauen,
liebe, werte Bürgersleut,
die ihr diesen Bau zu schauen
heut' hierher gekommen seid:

Hier mit diesem Saft der Reben
trink ich jetzt nach Handwerksbrauch:
Hoch soll unser Bauherr leben
und die Herrin lebe auch:

Hoch! Hoch! Hoch!

Ha, wie gut ist dies Getränk!
Bruder, schenk dir auch eins ein,
sei nicht schüchtern, sondern denk:
Heute spart man nicht am Wein.

Nein, der Bauherr denket heute
unseres Dienst's mit vielem Dank,
und wir dürfen -- merkt's, ihr Leute --
jetzt nicht sparen seinen Trank.

Bruder, reich ein zweites Glas,
nochmal muß die Stimm' ich heben:
Jeder beißt einmal ins Gras,
darum laßt sie heute leben,
die da Stein und Mörtel trugen
und die Mauern wohl gesetzt,
Balken schleppten, s' Dach aufschlugen,
daß der Schweiß die Stirn genetzt.

Jetzt muß ich ein Lob noch spenden
ihm, der diesen Plan gemacht,
dann will ich mein' Spruch beenden,
es lebe hoch die Bauherrschaft!

Mein Trunk sei diesem Haus geweiht,
es stehe fest in Ewigkeit!

Heil und Glück und Gottes Segen
dem Haus, darinnen sich bald regen
der fleiß'gen Hände große Zahl.
Gerichtet steht der Arbeitssaal,
gerichtet steht das ganze Haus,
schaut stattlich in das Land hinaus.

Hoch nebenan ragt der Kamin,
die Wolken ziehen drüber hin.
Und hoch steh ich beim Maienbaum.
Fürwahr -, es ist kein leerer Traum:
Was man vor kurzem noch verlacht,
zur Wahrheit haben wir's gemacht,
stolz und stattlich die Fabrik.
Drum wünschen wir auch redlich Glück.

Mög' drehn das Rad sich Tag und Nacht,
und möge auch des Dampfes Macht
bewirken, daß aus diesem Haus
die Arbeit ströme Segen aus,
daß Alt und Jung, daß Groß und Klein
der Arbeit Früchte sich erfreu'n.
Das ist's ja, was dem Menschen frommt,
woher ihm das Gedeihen kommt.
Drum keiner je verachtet sie,
die viele nährt, die Industrie.
Sie bringt uns Geld, sie bringt uns Brot,
bewahrt uns dadurch vor der Not.

Drum, Himmel, ströme Segen aus
hier über dieses offene Haus
und gib dem Bauherrn jederzeit,
daß seine Produktion gedeiht.
(Die Gattin auch an seiner Hand
laß glücklich sein im Ehestand.)
Ja, Segen spende, Fried' und Glück !
Ich leer mein Glas: Hoch die Fabrik !